Die Verbesserung von Lernerfolgen ist ein zentrales Ziel aller Schulen und Lehrkräfte. Die Erreichung dieses Zieles ist aber in der Praxis herausfordernd, denn die Vielfalt der Einflüsse und Faktoren schafft eine hohe Komplexität. Dass die Herausforderungen zwischen Regionen, zwischen einzelnen Schulen erheblich variieren können, ist nicht überraschend. Auch das Alter von Schülerinnen und Schülern stellt unterschiedliche Anforderungen – nicht nur im Hinblick auf deren Reife, sondern auch infolge von Entwicklungsphasen wie z.B. der Pubertät. Und sogar zwischen einzelnen Klassen derselben Jahrgangsstufe können an einer Schule erhebliche Unterschiede bestehen.
Wie sollen Lernerfolge mit einem einzigen Konzept vor diesem Hintergrund verbessert werden? Geht das überhaupt?
Ich kann an dieser Stelle kein Kompendium von Lösungen für alle denkbaren Varianten vorstellen. Die nachfolgenden Ansätze und Beispiele sind sicher nicht 1:1 übertragbar auf jede Schule, jede Klasse, nicht einmal auf jedes Schulfach. Ich möchte aber zeigen, wie wir Lernerfolge verbessern konnten und damit auch dazu anregen, Dinge auszuprobieren und auf Grundlage der eigenen Erfahrungen anzupassen oder zu erweitern.
Schauen wir uns die Kernelemente an:
- die „Nachschlagbarkeit“ des Gelernten inklusive interaktiver Übungen und spezifischer Unterrichtsergebnisse erleichtern das Wiederholen und die Vorbereitung auf Prüfungen. Dieses Element basiert auf der Moodle-Aktivität „Buch“ und ggf. darin enthaltenen Verknüpfungen (Links, Embedding)
- Interaktivität und Feedback verschaffen den Schülerinnen und Schülern einen unmittelbaren Überblick über den eigenen Leistungsstand. Besonders vorteilhaft ist hier, dass anders als bei der Besprechung von Hausaufgaben und anderen Übungen nicht nur einzelne, sondern alle eine individuelle Rückmeldung erhalten. Hierunter fallen viele Moodle-Aktivitäten und externe Anwendungen. In Moodle sind Lückentexte, „Drag the Words“ (Schieben von Begriffen in die richtige Lücke eines Textes), Multiple Choice / Richtig-Falsch – Fragen einfach zu nutzen.
Mit steigender Erfahrung können zahllose weitere Möglichkeiten ergänzt werden, sogar interaktive Diktate (H5P). Mit der Einführung von KI-gestützten Anwendungen ist Feedback auch zu komplexeren Übungen wie Textanalysen möglich. Fellofish gibt z.B. anhand von der Lehrkraft formulierten Kriterien individuelles Feedback zu einem von den Schülerinnen und Schülern geschriebenen Text. So lassen sich auch Aufsätze digital üben: wir nutzen das Tool in mehreren Jahrgangsstufen, z.B. um textgebundene Aufsätze (TGA) zu trainieren und mit den enthaltenen Analysemöglichkeiten den Stand der Lerngruppe zu erfassen. - Differenzierung haben wir zunächst durch zusätzliche Erklärungen und Übungen für diejenigen angeboten, die das Lernziel noch nicht erreicht haben.
Im nächsten Schritt haben wir in vielen „Büchern“ auch vertiefende und erweiterte Inhalte für besonders Interessierte als Kapitel „Wenn du mehr wissen möchtest“ aufgenommen. Wer jetzt erwartet hätte, dass so etwas kaum auf Beachtung stoßen würde, liegt falsch: natürlich schaut nicht jede/jeder zu jedem Thema hinein, aber wir waren überrascht, wie groß das Interesse in einigen Fächern und einigen Themen tatsächlich war. Dieses Element haben wir mit der Aktivität „Buch“ und vielen Links zu Webseiten und Medien umgesetzt - Spielerische Überprüfung des Gelernten ist auf verschiedene Weise möglich. Zum einen bieten Moodle / H5P eine Reihe von Quiz-Formen, die auf Frage / Antwort basieren. Dazu kann eine Reihe aufeinanderfolgender Fragen (H5P-Aktivität „Column“ in Verbindung z.B. mit Multiple Choice- oder Richtig/Falsch – Fragen) genutzt werden, verfügbar sind aber auch echte Quiz-Formate wie „Wer wird Millionär“ oder Kreuzworträtsel. Auch externe Anwendungen wie z.B. Kahoot! oder Mentimeter helfen, Lernerfolge spielerisch zu prüfen. Dabei können Lehrkräfte auch anonymisierte Teilnahme erlauben und so jeden evtl. Prüfungsdruck minimieren.
In diesem Kontext haben wir auch vorbereitungsbedürftige Gruppenspiele entwickelt. „Break-Out“ – Games lassen sich in verschiedener Weise realisieren, dabei ist die Aktivität „Lektion“ im Hinblick auf die erforderliche Vorbereitung am wenigsten aufwändig. Bei dieser Aktivität wird die Abfolge von Aufgaben durch die Antworten der Schüler gesteuert - Überblick über den aktuellen Leistungsstand der gesamten Lerngruppe erhalten Lehrkräfte durch die in Moodle und zahlreichen anderen Anwendungen verfügbaren Ergebnis-Auswertungsmöglichkeiten. Auch Kahoot!, Mentimeter, aber auch Fellofish, Orthografietrainer und viele andere Anwendungen stellen Berichte zu den jeweiligen Ergebnissen zur Verfügung. So gewinnen Lehrkräfte einen umfassenden Überblick über den aktuellen Lernstand der gesamten (!) Gruppe und können gezielt auf erkannte Lücken eingehen
- Kommunikation bleibt heute nicht mehr auf den Unterricht beschränkt. Zwar sind einige verbreitete Systeme wie WhatsApp für die schulische Kommunikation i.d.R. nicht zugelassen, aber Systeme wie der Schulmanager oder auch Chat-Anwendungen innerhalb von Lernangeboten wie der BayernCloud ermöglichen die Kommunikation zwischen Schülern und Lehrkraft, Moodle-Aktivitäten wie das „Forum“ (hiermit befassen wir uns in einem späteren Blog ausführlicher) lassen sogar den strukturierten Austausch innerhalb der gesamten Lerngruppe zu. So können Fragen auch außerhalb des Unterrichts adressiert und beantwortet werden. Dabei müssen allerdings Regeln vereinbart werden, denn eine ständige Verfügbarkeit der Lehrerinnen und Lehrer ist natürlich nicht zu leisten. Mit den besonderen Chancen und Herausforderungen zur Kommunikation, insbesondere in deren asynchronen Form, beschäftigen wir uns in einem der nächsten Blogs
- Gruppenarbeit ist mit Moodle ebenso möglich. Dazu gibt es eine Reihe geeigneter Aktivitäten, unter denen ich insbesondere das „Wiki“ herausheben möchte. Deren Nutzung ermöglicht sehr viele Optionen, ist aber in der Umsetzung etwas anspruchsvoller. Vorteilhaft – insbesondere für Schulen und Klassen, deren Schülerinnen und Schüler aus voneinander entfernten Orten kommen – ist dabei die Möglichkeit, Gruppenarbeit räumlich und zeitlich differenziert umzusetzen. Man muss sich also nicht physisch treffen, um zusammenzuarbeiten.
Um Gruppenarbeit ohne jeweils immer neue Gruppeneinteilungen und dem damit verbundenen Aufwand nutzen zu können, kann es sinnvoll sein, zum Beginn eines Schuljahres eine Einteilung vorzunehmen, auf die dann jederzeit auch kurzfristig zugegriffen werden kann.
Diese Möglichkeiten können den Lernerfolg deutlich verbessern. Kernelemente unseres Konzepts sollten also sein:
- die Lerninhalte zum Nachschlagen verfügbar zu machen,
- Inhalte und Übungen nach Leistungsstand und Interesse zu differenzieren,
- die Möglichkeit zum Lernen durch ständige digitale Verfügbarkeit zeitlich und räumlich vom reinen Schulunterricht zu entkoppeln,
- das Interesse durch unterhaltsame Elemente zu wecken (Motivation),
- forschendes Lernen und Gruppenarbeit zu intensivieren,
- durch Nutzung von Berichts-/Analyse- und Feedbackfunktionen den Lehrkräften einen möglichst umfassenden Überblick über den Stand der Lerngruppe zu geben
Mit zunehmender Erfahrung haben wir über die zentralen Elemente hinaus auch stärkeren Wert auf gestalterische Dinge gelegt. Die „Seiten“ des Buches wollten wir so attraktiver machen und haben z.B. überraschende, auch lustige Inhalte eingefügt. Das erforderte allerdings oft zusätzliche Werkzeuge wie z.B. Gimp zur Bildbearbeitung oder verschiedene grafische KI-Anwendungen zur Erzeugung von Bildern.
An ein paar Stellen konnten wir aber auch Moodle-Aktivitäten verwenden, so z.B. im Geschichtskurs der 6. Klasse, wo wir auf einer 360°-Grafik die vorangegangenen Themen (Frühgeschichte, Ägypten, Griechenland, Rom, Völkerwanderung, …) mit ein paar Figuren dargestellt und dem Link zum jeweiligen „Buch“ verbunden haben.
Ein weiteres Beispiel: um darzustellen, dass auch unsere Region damals zum römischen Reich gehörte, haben wir ein Bild der Schule in ein Comic umgewandelt und ein paar gezeichnete Legionäre davor platziert.
Die Möglichkeiten sind vielfältig, für jeden Kenntnisstand der Lehrkräfte und unzählige Unterrichtsthemen lassen sich für die jeweilige Lerngruppe und den inhaltlichen Kontext geeignete Übungen kreieren – und jederzeit wiederverwenden, anpassen und auch im Kollegium teilen.
Schülerinnen und Schüler profitieren nach unserer Erfahrung unmittelbar mit Einführung der ersten Inhalte durch deren ständige und ortsunabhängige Verfügbarkeit, motivierenden Elementen, verbesserter Kommunikation und umfassendem Feedback.
Wichtig ist jedoch, dass diese digitalen Methoden nicht zu einem nur Bildschirm-gesteuerten Lernen führen. Aber in Kombination von analogem Unterricht und digitaler Unterstützung waren wir erfolgreich.
Wichtig für den Erfolg ist aber auch die Kommunikation mit und innerhalb der Lerngruppen, zwischen Lehrkräften und Eltern sowie im Kollegium. Im kommenden Blog beschreibe ich, wie wir die so strukturiert haben, dass sie auch nachhaltig funktioniert.
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